Selbstbehandlung mit Homöopathie

 Allgemeines

Gerade in der letzten Zeit taucht immer wieder das Thema Homöopathie in den Medien, in Buchhandlungen und vielleicht sogar in ihrer Nachbarschaft oder ihrem Freundeskreis auf.

In Buchhandlungen und Apotheken gibt es Bücher zum Thema Selbstbehandlung mit Homöopathie. Unter Nachbarn, Freunden und Bekannten kursieren Empfehlungen für die Behandlung von Erkältungen, Kopfschmerzen, Übelkeit mit Homöopathie: „Schnupfen, nimmt doch mal …. Das hat mir auch geholfen.“

Leicht entsteht dadurch der Eindruck als wenn man nebenbei seine kleinen Wehwehchen mit „ein bisschen Homöopathie“ aus der Welt schaffen kann.

Die klassische Homöopathie ist jedoch eine sehr anspruchsvolle Heilmethode, die von Samuel Hahnemann entwickelt wurde gerade weil er den teilweise ziemlich unwissenschaftlichen Methoden seiner Zeit etwas entgegensetzen wollte, dass den Patienten tatsächlich heilt.

Und gerade deswegen gehört die klassische Homöopathie in die Hände entsprechend geschulter Ärzte und Heilpraktiker, die meist ein langjähriges Studium dieser Form der Therapie hinter sich haben. Die Wahl des richtigen homöopathischen Mittels erfolgt dann nach den ganz individuellen Symptomen des einzelnen Patienten.

Die auf die Selbstbehandlung ausgelegten Bücher enthalten meist nur Standardrezepte, die nur zufällig wirken können und mit der klassischen homöopathischen Heilweise nicht wirklich etwas zu tun haben.

Zudem fehlt es meist an der Fähigkeit, Gesundheitsstörungen erkennen und beurteilen zu können. Dies ist jedoch eine wichtige Voraussetzung um überhaupt behandeln zu können.  Es besteht also auch die Gefahr, dass eine Erkrankung vielleicht doch ernster ist und fachliche Hilfe dadurch entweder gar nicht oder zu spät angefordert wird. Die fehlende Distanz des Kranken zu sich selbst oder der Eltern zu ihren zu behandelnden Kindern ist ein weiterer Aspekt, der, gerade in der klassischen Homöopathie bedacht werden sollte.

Probleme bei der Dosierung

Problematisch können auch die Dosierungsangaben (Einnahmehinweise) sein. Sowohl die Menge, als auch die Häufigkeit der Einnahme ist von Fall zu Fall unterschiedlich und muss damit auch im Einzelfall individuell festgelegt werden. Oft reicht eine einmalige Gabe einer richtig gewählten Arznei in der richtigen Potenz völlig aus.

Falsche Dosierungen können entweder dazu führen, dass entweder keine Besserung eintritt oder vielleicht sogar eine Verschlechterung des Zustandes erreicht wird.

Was für Folgen kann eine Selbstmedikation für den Patienten haben?

Zum einen kann es sein, dass sich gar nichts tut. Damit kommt der Patient dann für sich zu dem Schluss, dass Homöopathie sowieso nicht wirkt. Was richtig angewandte Homöopathie für ihn bringen könnte, wird er daher nie erfahren, denn er wird es wahrscheinlich nie mehr bei einem kompetenten Therapeuten versuchen. Gleichzeitig wird er diese Ansicht auch seinen Freunden, Verwandten und Bekannten mitteilen und schadet damit dem Ansehen der klassischen Homöopathie.

Vielleicht tut sich zwar etwas, eine Beschwerde bessert sich vielleicht sogar, aber die grundlegende Erkrankung wird trotzdem nicht angerührt. Die Chance auf eine Heilung von Grund auf wurde damit verpasst. Trotz der homöopathischen Behandlung gesundet er nicht richtig und fühlt sich nicht wirklich wohl.

Durch diese zumindest teilweise Heilung angespornt nimmt der Kranke vielleicht auch weiterhin homöopathische Mittel ein. Jedes bringt wohl auch die einzelne Symptome zum verschwinden, doch der Kranke wird nicht wirklich gesunden. Der Kranke hat zwar seine Symptome weitgehend im Griff, die eigentliche Krankheit wird jedoch nur unterdrückt. Sie schädigt den Kranken dann viel  tiefer.

Da nun die typischen Symptome unterdrückt wurden kann ein in der klassischen Homöopathie geschulter Therapeut mittlerweile gar nicht mehr oder nur sehr schwierig behandeln. Das Gesamtbild des Patienten ist zu sehr verwischt. Eine tiefgreifende Behandlung kostet nun viel Zeit und damit auch Geld.

Auch kann es sein, das die Reaktionslage des Patienten nach zu vielen  Selbstversuchen immun gegen die homöopathischen Mittel wird. Homöopathische Arzneimittel setzen einen Reiz, der die Selbst-heilungskräfte des Patienten anregt. Doch bei ständiger Unterdrückung durch immer wieder neue Mittel in wechselnden Potenzen reagiert der Körper auf diese Reize irgendwann nicht mehr.

Bei der Anwendung von Komplexmitteln steht man den selbem Problemen gegenüber. Hierbei handelt es sich um eine Mischung von verschiedenen homöopathischen Mitteln, und das auch noch in unterschiedlichen Potenzen.

Fehler bei der Selbstbehandlung

Das sind die häufigsten Fehler bei einer Selbstbehandlung:

1. Es wird das falsche Medikament gewählt

2. Die Dosierung ist falsch gewählt. Das Mittel wird zu häufig eingenommen

3. Es wurde eine falsche Potenz gewählt

Die klassische Homöopathie ruht auf feststehenden Gesetzmäßigkeiten. Um diese Therapieform erfolgreich anzuwenden brauchen die Therapeuten genügend Fachwissen und viel Erfahrung.

Insbesondere die Behandlung chronischer Erkrankungen gehört unbedingt in die Hände eines kompetenten Therapeuten.

Besonders schwierig wird es, wenn Patienten, die sich selbst behandeln nichts darüber wissen, wie sie sich während der Behandlung mit homöopathischen Mitteln verhalten sollten.

Andere Medikamente, seien es pflanzliche, andere homöopathische Arzneimittel oder Antibiotika sollten nicht zusätzlich eingenommen werden. Auch andere manuelle Therapien sollten mit dem homöopathischen Therapeuten abgesprochen werden.

Auch auf Kaffee in jeglicher Form (auch Mocca-Torte, Capucchino-Eis etc.), auf Pfefferminze, Campher und Kräutertees, die arzneilich wirksam sind wie z. B. Kamillentee muss verzichtet werden. Hierbei sind insbesondere Zahn-, Hautcremes, Make Up zu erwähnen, in denen Substanzen enthalten sein können, die sich nicht mit der klassischen Homöopathie vertragen.

Werden diese Dinge nicht beachtet kann es vorkommen, dass der Heilungsprozess gestört wird und auch eine erneute Gabe des Arzneimittels diesen nicht mehr wieder in Gang setzen kann.

Unter bestimmten Umständen kann zwar eine Selbstbehandlung sinnvoll sein. Allerdings sind hierfür die notwendigen Kenntnisse der Arzneimittel und zumindest die Grundregeln bzgl. der Dosierung unerlässlich. Tritt eine Besserung nicht binnen kurzer Zeit ein, ist die Hinzuziehung eines geeigneten Behandlers angezeigt.